Ikonenweihe

Ein Bild wird zur Ikone

Vor der Ikonenweihe durch einen Priester muss die Ikone nach Vorschrift beschriftet worden sein. Erst die beschriftete Ikone kann schließlich geweiht werden. Nachdem das beschriftete Bild von einem Priester geweiht wurde, ist das Abbild als Ikone zu bezeichnen. Das Weihen der Ikone nach Orthodoxem Ritus war am Anfang der Ikonenentwicklung nicht vorgesehen. Die ersten Ikonenmaler wurden selbst als "geheiligte" Personen betrachtet. So waren die von diesen Ikonenmalern hergestellte Ikonen "automatisch" mit Gottes Segen ausgestattet und mussten nicht noch zusätzlich geweiht werden.

Ikone Heilige Maria
Ikone Heilige Maria Ausschnitt

Ikonenmalen zunächst nur für Auserwählte

Die Ikonenmaler malten unter Beten und Fasten und baten dabei Gott um Gnade, die Ikone malen zu dürfen. Ikonenmalen war somit eine streng religiöse Zeremonie. Nur wenige, eigentlich nur Mönche, waren befugt, überhaupt eine Ikone malen zu dürfen. Nachdem die ersten Ikonenmaler die Beschriftung auf der Ikone angebracht hatten mit anschliessender Weihe, war der Übergang vom Bild zur Ikone vollzogen. Durch die Beschriftung wurde und wird die Ikone noch heute zu einem sakralen Element der Orthodoxen Kirche.

Nachfrage nach Ikonen stieg in Russland enorm an

Die Orthodoxe Glaubenslehre breitete sich im Laufe der Jahrhunderte immer weiter aus. Schließlich wurde auch Russland ein Land des Orthodoxen Glaubens. Dadurch stieg die Nachfrage nach Ikonen unglaublich stark an; die Nachfrage nach Ikonen war alleine durch das Anfertigen von Ikonen in Klöstern nicht mehr zu befriedigen. Es musste eine Lösung dieses Problems gefunden werden.

Ikonen aus Malerschulen machten Ikonenweihe nötig

In Russland wurden große Malerschulen für Ikonen gegründet. Ganze Dörfer verwandelten sich zu "Ikonenmaldörfern". Dort wurden dann in Arbeitsteilung Ikonen in sehr großen Mengen fast als Massenware hergestellt.

Ikone Erzengel Michael
Ikone des Erzengel Michael

Das Beten und Fasten nach Orthodoxer Maltradition wurde in diesen Malerdörfern etwas weniger beachtet, als es die Orthodoxe Tradition vorschrieb. Aber nur so konnte "des Volkes Hunger" nach Ikonen gestillt werden. Um diese Ikonen nun nachträglich als solche zu legitimieren, wurde von der Orthodoxen Kirche die Ikonenweihe zwingend vorgeschrieben.

Ikonenabbildungen muss dem Orthodoxen Dogma entsprechen

Ob ein Bild zur Ikone werden darf, ist nicht zwingend vom Verfahren abhängig. Daher können z.B. Holz-Schnitzwerke, Steinmetzarbeiten, gedruckte Abbilder, Metallarbeiten, keramische Erzeugnisse, Stoffarbeiten, mit Perlen gestickte Bilder, usw. die Ikonenweihe empfangen. Die Erzeugnisse müssen aber in jedem Fall dem Orthodoxen Dogma entsprechen. Die unveränderlichen Voraussetzungen zur Ikonenweihe sind, dass die Darstellung der Orthodoxen Tradition entspricht, die Symbole der Heiligkeit gezeigt werden (wie der Heiligenschein) und dass die Ikonenabbildung den Namen des Heiligen trägt. Letztendlich entscheidet der Orthodoxe Priester darüber, ob die "Ikone" zur Weihe zugelassen wird oder nicht.

Ikonenweihe nicht nur bei neuen Ikonen

Jede neu hergestellte Ikone muss eine Ikonenweihe erhalten. Die bisher aufgezählten Regeln der Ikonenweihe betreffen aber nicht nur neu angefertigte Ikonen. Auch ältere Ikonen müssen, z.B. nach einer Restauration, nach Abschluss der Arbeiten durch einen Orthodoxen Priester neu geweiht werden. Eine erneute Ikonenweihe ist auch vonnöten, wenn die Ikone entweiht wurde. Das kann durch Verschmutzung, mutwillige Beschädigung oder durch einen Aufenthalt an einem als unrein zu bezeichnenden Ort (geistige oder materielle Unreinheit) nötig werden.

Ikone Erzengel Michael
Ikone Gottesmutter mit Jesuskind, vermutl. mit Petrus und Paulus

Ikonen im Hause der Gläubigen

Orthodoxe Gläubige achten darauf, dass sich ihre eigenen Ikonen zu Hause immer in einem unbeschädigten Zustand befinden. Löchrige oder rissige Ikonen werden daher möglichst schnell repariert. Eine schadhafte Ikone zu besitzen und nicht dagegen zu tun bedeutet, dem Heiligen bzw. den Heiligen auf der Ikone nicht die gebührende Ehre und Hochachtung zu erweisen.

Der Ritus der Ikonenweihe

Ikonen dürfen nur von einem Priester geweiht werden. Dazu müssen die Bilder zwecks Begutachtung zunächst zur Kirche gebracht werden. Ein weitere Möglichkeit wäre, den Priester zur Ikonenweihe nach Hause einzuladen.

Kriterien für die Ikonenweihe sind folgende Punkte:

  • als Ikone muss den Charakter der Heiligkeit ausstrahlen
  • das gültige Dogma der Orthodoxen Kirche muss gemalt und beachtet worden sein
  • das Bild muss dem Bilderkanon der Orthodoxen Kirche entsprechen
  • das Bildnis muss nach definierten Regeln hergestellt worden sein
  • dass Abbild muss nach Vorschrift beschriftet sein

Sind alle Kriterien erfüllt, kann die Ikonenweihe vom Priester durchgeführt werden.

Zur Durchführung der Ikonenweihe existieren für den Priester vier unterschiedliche kirchliche Texte.

Für die:

  • Ikonen des Herrn Jesus Christus
  • Ikonen der Heiligen Gottesmutter Maria
  • Ikonen der Heiligen
  • alle weiteren Ikonendarstellungen

werden die Texte zur Ikonenweihe unterschieden.


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